Unter dem Begriff Reifegradkonzepte werden Modelle zur Messung von Prozessqualitäten in Unternehmen entwickelt.

Diese haben sich zunehmend auf Unternehmen der IT-Industrie hinbewegt. Reifegrade werden dabei als Benchmark für Prozessreife eines Unternehmen bzw. einzelner Abteilungen verwendet. Das Reifegradkonzept wird meist - aus unserer Sicht zu einseitig - dem Qualitätmanagement zugeordnet und deshalb auch als Prozess- und Verbesserungsmanagement definiert. Essentiell ist dabei immer, Qualitätslücken und damit Verbesserungspotenziale zu identifizieren und im Qualitätsmanagement diese Lücken in einem permanenten Prozess zu schließen.

Reifegradmodelle dienen somit der individuellen Standortbestimmung zur Prozessqualität von Unternehmen.

  • Wo steht das Unternehmen in Bezug auf sein Prozessmanagement?
  • Wie ist die Qualität der unternehmerischen Prozesse zu bewerten?
  • Wo bestehen noch Lücken und Defizite?
  • Welche Verbesserungspotenziale sind vorhanden?
  • Wie weit ist das Unternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmen?

Charakteristische Bereiche, wie diese den einzelnen Reifegraden zugeordnet sind im CMMI Modell 1.3:

Eine sinnvolle Bewertung erfolgt vor dem Hintergrund des gewünschten Soll-Zustandes. Dieser Soll-Zustand kann rein unternehmensintern definiert sein. Üblich und besonders sinnvoll sind aber Vergleiche mit anderen Unternehmen derselben Branche (best in class) oder mit Unternehmen auf den absoluten Spitzenniveau (best practices).

Es ist daher erforderlich, die Ziel-Situation für das Prozessmanagement zu definieren und die Ist-Situation  systematisch mit diesem angestrebten Zustand zu vergleichen (Benchmarking). Hieraus ergibt sich, in welchen Bereichen Handlungsbedarf ist (vgl. auch dazu unseren Steinbeis-Quicktest und Steinbeis Quicktest Ergebnis der letzten Eingabe).

Im dritten Schritt geht es darum, wie man vom Ist- zum Soll-Zustand gelangt. Hierzu muss eine Umsetzungsstrategie entwickelt werden. Sollen und können beispielsweise gewisse Prozessmanagement-Ansätze in einem unternehmens weiten Top-Down-Ansatz eingeführt werden? Oder ist es erfolgversprechender, sich zunächst um einzelne Prozesse zu kümmern und die Ergebnisse anschließend in die Organisation hineinzutragen? Auch dies hängt von den unternehmensindividuellen Voraussetzungen ab. Die Umsetzungsstrategie ist die Grundlage, um anschließend konkrete Maßnahmen und Projekte zu definieren.

Eine Umsetzung auf Best-Practice Niveau erfolgt immer gemäß einem PDCA Zyklus mit systematisch integrierten, permanenten Lernschleifen im Sinne eines ständigen Verbesserungsprozesses.

Standort- und Zielbestimmung sollten regelmäßig wiederholt werden. Nur so kann festgestellt werden, ob die getroffenen Maßnahmen im Sinne eines verbesserten Prozessmanagements erfolgreich sind und sich das Unternehmen auf dem richtigen Weg befindet. Zudem ändern sich die Rahmenbedingungen für das Unternehmen ständig, weshalb die Weiterentwicklung des Prozessmanagements eine ständige Aufgabe ist.

Als Werkzeug zur Standort- und Zielbestimmung können Reifegradmodelle eingesetzt werden. Ein Reifegradmodell umfasst eine Reihe von Qualitätskriterien.  Je nachdem, wie gut diese einzelnen Kriterien erfüllt sind, wird für das betrachtete Unternehmen bzw. den untersuchten Prozess ein bestimmter Reifegrad festgelegt.

Der Reifegrad-Ansatz ist aus dem US-amerikanischen Capability Maturity Model Integration entstanden und geht auf das Jahr 1986 zurück. CMMI ist eine Familie von Referenzmodellen für unterschiedliche Anwendungsgebiete – derzeit für die Produktentwicklung, den Produkteinkauf und die Serviceerbringung. Grundlage aller Reifegradmodelle ist eine systematische Aufbereitung bewährter Prozesspraktiken, um die Verbesserung der Prozessperformance einer Organisation zu unterstützen. Reifegradmodelle können genutzt werden, um

  • einen Überblick über bewährte Praktiken (z.B. bei der Prozessplanung) zu bekommen,
  • die Stärken und Schwächen einer Organisation in Bezug auf ihre Prozesse objektiv zu analysieren oder
  • Verbesserungsmaßnahmen zu bestimmen und in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.


Im US-amerikanischen Original wurden zunächst Fähigkeitsgrade zum Prozessmanagement definiert, aus denen dann Reifegrade zur Messung der Prozessperformance abgeleitet wurden.

CMMI Historie:

  • 1979 als Vorläufer veröffentlicht von Philip B. Crosby als Quality Management Maturity Grid
  • 1991 CMM 1.0
  • 1993 CMM 1.1
  • 1997 Start des CMMI-Projekts
  • 2000 CMMI 1.0 
  • 2006 CMMI 1.2
  • 2007 CMMI 1.2 for Acquisitions
  • 2009 CMMI 1.2 for Serviceses
  • 2010 CMMI 1.3 mit Integration asller bisherigen CMMI Modelle
  • 2018 CMMI 2.0 mit grundlegenden Änderungen der Nutzungsbestimmungen

 

Wir konzentrieren uns hier auf folgende Reifegrade zur Performancemessung:

1 – Initial
Keine Anforderungen. Diesen Reifegrad hat jede Organisation automatisch.
2 – Managed
Die Projekte werden geführt. Ein ähnlicher Prozess oder ein ähnliches Projekt kann erfolgreich wiederholt werden.
3 – Defined
Die Prozesse/Projekte werden nach einem angepassten Standardprozess durchgeführt. Es gibt eine organisations-
weite kontinuierliche Prozessverbesserung.
4 – Quantitatively Managed
Es wird eine statistische Prozesskontrolle durchgeführt.
5 – Optimizing
Die Arbeitsweise wird mit Hilfe einer statistischen Prozesskontrolle verbessert.


Das Reifegrad Model des Steinbeis Balanced Scorecard & Benchmarking Instituts:

Auch in unserem Steinbeis Transferinstitut haben wir ein Reifegradmodell entwickelt und mit einem Test- und Benchmarkingverfahren zum Reifegrad in Sachen Business Process Management  von Unternehmen und Organisationen hinterlegt.

Unser Modell hat 6 Reifegradstufen. Dies ist eine Stufe mehr als beim CMMI Modell.  Wir halten es für sinnvoll, um bei den schon sehr gut bewerteten Unternehmen noch zu differenzieren nach Best-in-Class und den Best-Practices. Zusätzlich unterteilen wir
aus weiteren Differenzierungsgründen noch ein unteres, mittleres und oberes Level innerhalb dieser 6 Reifegradstufen.

Nachstehende Tabelle zeigt die 6 Reifegradstufen, die korrespondierenden Beschreibungen und die Verbesserungspotenziale:

 

Steinbeis Reifegrad Beschreibung nach SU 594

0

Reifegrad 0

keine Prozesse vorhanden; kommt in der Praxis nicht vor.

1a

Im unteren 1/3 von Bereich 1 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse chaotisch, nicht wiederholbar.

Extrem dringender Handlungsbedarf, die Performance im Unternehmen in allen Belangen zu verbessern.

1b

Im mittleren 1/3 von Bereich 1 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse initial organisiert, aber nicht wiederholbar.

Sehr dringender Handlungsbedarf, die Performance im Unternehmen in allen Belangen zu verbessern.

1c

Im oberen 1/3 von Bereich 1 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse ansatzweise organisiert, aber noch nicht wiederholbar.

Dringender Handlungsbedarf, die Performance im Unternehmen in allen Belangen zu verbessern.

2a

Im unteren 1/3 von Bereich 2 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse ansatzweise organisiert, aber mehr intuitiv.

Wettbewerbsfähige Performance im Unternehmen ansatzweise vorhanden; aber sehr dringender Handlungsbedarf in allen Unternehmensbereichen.

2b

Im mittleren 1/3 von Bereich 2 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse ansatzweise organisiert, aber noch intuitiv.

Wettbewerbsfähige Performance im Unternehmen ansatzweise vorhanden; aber dringender Handlungsbedarf in allen Unternehmensbereichen.

2c

Im oberen 1/3 von Bereich 2 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse ansatzweise organisiert, noch intuitiv, aber Ansätze zur Systematik.

Wettbewerbsfähige Performance im Unternehmen ansatzweise vorhanden; aber dringender Handlungsbedarf.

3a

Im unteren 1/3 von Bereich 3 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse beginnend organisiert, werden aber nicht systematisch gemanaged.

Sehr dringende Notwendigkeit zur Verbesserung vorhandener Potenziale. Ausgangsituation schwierig.


3b

Im mittleren 1/3 von Bereich 3 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden bereits organisiert, aber noch nicht systematisch gemanged.

Dringende Notwendigkeit zur Verbesserung vorhandener Potenziale. Ausgangsituation eingeschränkt günstig.

3c

Im oberen 1/3 von Bereich 3 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden mit ersten Ansätzen zu einer Systematik organisiert.

Dringende Notwendigkeit zur Verbesserung vorhandener Potenziale. Ausgangssituation dank beginnender Systematik gut.

4a

Im unteren 1/3 von Bereich 4 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden definiert organisiert, Die Systematik ist erkennbar.

Prozesse sind für ein durchgängiges Prozessmanagement organisiert, aber noch nicht vollständig erfasst; sehr hohes Verbesserungspotenzial.

4b

Im mittleren 1/3 von Bereich 4 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden definiert organisiert, Die Systematik ist fortgeschritten.

Viele Prozesse sind für ein durchgängiges Prozessmanagement bereits organisiert, aber noch nicht vollständig erfasst; hohes Verbesserungspotenzial.

4c

Im oberen 1/3 von Bereich 4 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden definiert organisiert, Systematik ist verankert, aber noch nicht durchgängig.

Vermutlich sind noch nicht alle Prozesse für ein
vollständig durchgängiges Prozessmanagement  komplett organisiert. Verbesserungen von einem bereits hohen Niveau aus gut möglich.



5a

Im unteren 1/3 von Bereich 5 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden weitgehend durchgängig systematisch gesteuert, unteres Best in Class Niveau.

Prozesse werden bereits weitgehend durchgängig gemanaged, aber noch erhebliche Verbesserungspotenziale im Best in Class Bereich.


5b

Im mittleren 1/3 von Bereich 5 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden durchgängig systematisch gesteuert, mittleres Best in Class Niveau.

Prozesse werden durchgängig gemanaged, aber noch gutes Verbesserungspotenzial im Best in Class Bereich.

5c

Im oberen 1/3 von Bereich 5 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse werden vollständig systematisch gesteuert, oberes Best in Class Niveau.

Prozesse werden durchgängig systematisch gemanaged, auf sehr hohem Best in Class Niveau, aber noch nicht ganz Best Practice Niveau.

6a

Im unteren 1/3 von Bereich 6 der Reifegradskala von 0-6

Prozesse sind nachhaltig angelegt, werden ständig optimiert, unteres Best Practices Niveau.

Im unteren 1/3 des Best Practice Bereichs, noch gutes Verbesserungspotenzial.

6b

Im mittleren 1/3 von Bereich 6 der Reifegradskala von 0-6

Fast alle Prozesse sind nachhaltig angelegt, werden ständig optimiert, mittleres Best Practices Niveau.

Im mittleren 1/3 des Best Practice Bereichs, noch Verbesserungspotenzial.

6c

Im oberen 1/3 von Bereich 6 der Reifegradskala von 0-6

Alle Prozesse sind nachhaltig angelegt, werden ständig optimiert, Top Best Practices Niveau.

Eindeutig auf Best Practice Niveau, nicht nachlassen.

 

> Steinbeis Quicktest Fragebogen

Steinbeis Quicktest Ergebnis der letzten Fragebogeneingabe in Echtzeit

Sichtbar ist immer das Auswertungsergebnis der zeitlich letzten Eingabe der 10 Performance Fragen im Steinbeis Quicktest.

Hinweis: Wenn das Ergebnis nicht gleich angezeigt wird, drücken Sie den "refresh" Button im Browser.
Die Berechnung kann einen Moment dauern, weil immer der gesamte, umfangreiche Datensatz des Steinbeis Quicktests durchgerechnet wird.

Steinbeis Quicktest:
Die Auswertung der gesamten Stichprobe ist skaliert auf einen Performance Bereich von 0-10

> Ergebnisse und Auswertung der Steinbeis-BI Reifegradumfrage

 

Blick auf die Auswertung eines Steinbeis-BI Benchmarks zur Performance im Innovationsmanagement
mit 7+1 Benchmark Items:

Benchmark.SIX 24

Wir helfen Ihnen, eine wissenschaftlich fundierte und objektive Aussage zum wichtigen Thema Prozessoptimierung
und der Performancebestimmung Ihre Prozesse mittels Reifgradbestimmung zu erhalten. Sie können daraus fundiert
ableiten, wo Ihr Unternehmen positioniert ist und welche Verbesserungspotenziale erschlossen werden können.

Für unsere branchenenspezifischen Benchmarks wenden Sie sich bitte direkt an info(at)steinbeis-bi.de